Alex Deutsch im Gespräch mit Jugendlichen bei einem Zeitzeugengespräch

Zum 10. Todestag des Holocaust-Überlebenden Alex Deutsch

„Lasst euch nicht hineintreiben in Hass und Gewalt gegen andere Menschen. Lebt miteinander nicht gegeneinander!“ –  Diesen Satz von Richard von Weizsäcker gab Alex Deutsch jahrzehntelang jungen Menschen mit auf dem Weg, wenn er in Schulen von seinem Leben berichtete.

Alex Deutsch wurde am 07.08.1913 als achtes Kind einer jüdischen Familie in Berlin geboren.

Obgleich er lieber Friseur geworden wäre, begann er eine Lehre als Bäcker und arbeitete danach auch in diesem Beruf. 1935 verbot das NS-Regime Juden die Tätigkeit im Lebensmittelgewerbe. Er verlor seine Stelle, weshalb er zunächst Hilfstätigkeiten nachgehen musste. Später wurde er zu verschiedenen Arbeiten zwangsverpflichtet. Am 29.06.1938 heiratete er seine erste Frau Thea Kohn, am 12.10. 1940 kam Sohn Dennis zur Welt.

Am 27.02.1943 wurde die Familie verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Thea und Dennis wurden direkt nach der Ankunft im KZ umgebracht. Alex Deutsch selbst wurde als arbeitsfähiger Mann im Lager Auschwitz III Monowitz zur Zwangsarbeit eingesetzt. Anfang 1945 wurde Deutsch gemeinsam mit anderen Häftlingen auf eine Todesmarsch nach Gleiwitz geschickt, von dort per Güterwaggon nach Buchenwald. Nach weiterer Haft im Außenlager Langenstein-Zwieberge wurde er am 20.04.1945  mit mehreren Kameraden in Magdeburg befreit.

Nach dem Ende der NS-Herrschaft emigrierte er in die USA und versuchte, sich in St. Louis ein neues Leben aufzubauen. Dort lernte er Englisch, arbeitete er erneut als Bäcker, später war er Eigentümer eines Supermarktes. 1948 heiratete er Debora Spiller (1909-1977), mit er ein Kind adoptierte. 1951 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Wegen zahlreicher Anfeindungen, Überfälle und Plünderungen gab er sein Geschäft 1972 auf und arbeitete danach bis zum Eintritt in den Ruhestand 1978 bei einer Bank.

1978 kehrte Alex Deutsch nach Deutschland zurück, heiratete Doris Löb, die Witwe seines Freundes Karl Löb, und wohnte mit ihr in Neunkirchen-Wiebelskirchen.

Bis ins hohe Alter war es Alex Deutsch ein Anliegen, insbesondere Jugendlichen von seinen schrecklichen Erfahrungen zu berichten. Er erhielt 1986 das Bundesverdienstkreuz und 2002 den saarländischen Verdienstorden. Die Gemeinschaftsschule Neunkirchen-Wellesweiler erhielt noch zu seinen Lebzeiten den Namen „Alex-Deutsch-Schule“. Vor dem Haus der Familie in Berlin-Kreuzberg wurden Stolpersteine verlegt.

Am 09.02.2011 verstarb Alex Deutsch in Wiebelskirchen. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Neunkirchen beigesetzt. Seine Witwe Doris setzt seine Arbeit in Schulen bis heute fort und berichtet über das Schicksal ihres Mannes.

Das Adolf-Bender-Zentrum bietet weiterhin Zeitzeugengespräche mit der Witwe Doris Deutsch an. Anfragen an: info@adolf-bender.de

Ein Dokumentarfilm über Alex Deutsch kann hier abgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=7GCzB2RlS3o 

Die Biografie „um es einfach zu erzählen“ von Dr. Thomas Döring ist beim Conte-Verlag erhältlich: https://www.conte-verlag.de/de/buecher/sachbuch/390-thomas-doering-um-es-einfach-zu-erzaehlen