Einweihung des Eugen Berl Platzes in St. Wendel, in der Mitte Yeheszkela Berl (85), die Schwiegertocher von Eugen Berl

St. Wendeler Familie Berl in Israel bedankt sich für Solidarität

Mehrere St. Wendeler Familien haben der ursprünglich aus St. Wendel stammenden Israelischen Familie Berl ihre Solidarität bewiesen. Orna Gold, geb. Berl, hat sich jetzt in einer Mail dafür bedankt.

Der barbarische Terrorangriff der Hamas in Israel am 7. Oktober hat vielen Israelis deutlich gemacht, dass ihre Heimstätte Israel doch nicht so sicher ist, wie fast alle Israelis bis dato geglaubt hatten. Viele aus Hitler Deutschland geflüchtete oder den Holocaust überlebende Juden sprachen erstmals seit 1945 wieder von Pogromen, erstmals sogar in Israel selbst. Auf Plakaten auch in Deutschland hielten Juden Schilder in die Höhe, auf denen geschrieben stand: „Nie wieder ist jetzt“. Umso mehr freuen sich diese Israelis mit deutschen Wurzeln und oft auch mit deutschen Pässen, wenn ihnen jetzt ihre ehemaligen Landsleute in Zeiten des größten Leidens auch in Israel zur Seite stehen und ihnen im Krieg gegen die Hamas ihre Solidarität versichern, wie das ja auch die deutsche Regierung zumindest versucht, auszudrücken, obwohl viele Straßen in deutschen Großstädten ein ganz anderes Bild vermitteln.

    In St. Wendel gehörte die Kaufmannsfamilie Eugen Berl zu den bekanntesten ehemaligen jüdischen Mitbürgern. Eugen Berl war SPD-Stadtrat in St. Wendel, Vorsitzender des Musikvereins und in vielen Vereinen  aktiv, bevor er 1936 starb.  Sein  Sohn Fritz Berl konnte Deutschland noch 1939 als letzter der Familie über Italien per Schiff verlassen. Er konnte sich  in Israel als  Chef der nationalen Busgesellschaft Egged bis zum Chefeinkäufer hocharbeiten, schon 1956 besuchte er erstmals wieder das Saarland, fand damals aber noch viele alte Nazis auf ihren Posten. Anders aber 1981 als Fritz Berl die aus St. Wendel stammenden Israelis organisierte und mit ihnen zusammen mit seiner Frau Yeheskela zu einem Besuch nach St. Wendel kam. Diese Kontakte rissen in der Folge nicht mehr ab.

„Unser Land führt den schwierigsten Krieg seit der Staatsgründung“

   Der Autor selbst konnte Fritz Berl und seine Familie 1982/83 während seines Zivildienstes in Israel mehrmals in Kiryat Tivon in Galiläa besuchen. Fitz Berl wurde auch für das 1985 gegründete Adolf-Bender-Zentrum (ABZ) einer der Hauptansprechpartner zur jüdischen Geschichte in St. Wendel. Noch 1997 erhielt er als erster den nach seinem Vater benannten „Eugen-Berl-Preis für Menschen mit besonderer demokratischer und toleranter Gesinnung“  der St Wendler SPD. Drei Jahre später verstarb Fritz Berl in Israel im Alter von 75 Jahren. Seine Frau Yeheskela  und Tochter Orna setzten jedoch die Kontakte mit St. Wendel fort. Immer mehr beteiligte sich jetzt auch das Gymnasium Wendalinum, dessen Schüler Fritz Berl war, auch  unter dem Motto „Wendalinum wider das Vergessen“ an dieser Erinnerungsarbeit. 2014 wurde die Familie Berl mitsamt Tochter und Enkel/innen auf Initiative des ABZ und der Stadt wieder nach St. Wendel eingeladen, um neben der ev. Kirche den „Eugen Berl Platz“ einzuweihen. Immer war die Patriarchin der Familie Yeheskela mit dabei, die die Erinnerung an ihren Mann wachhalten wollte. Ihre Eltern stammten aus Litauen und waren in den 1920er Jahren ins damalige Palästina ausgewandert, wo 1929 Yeheskela Aharonas als Palästinenserin geboren wurde. Auf diese Bezeichnung war sie immer sehr stolz, denn als im Land Geborene, die in Israel als Sabras bezeichnet werden,  gehörte sie einer gewissen Elite an, die in Israel lange eine Minderheit war. Am 20. Dezember 2021 ist Yeheskela Berl im Alter von fast 93 Jahren in Israel gestorben. Das hat jetzt ihre Tochter Orna mitgeteilt.

   „Unser Land befindet sich jetzt in der schwierigsten Zeit, die wir seit der Gründung des Staates Israel durchleben. Wir haben noch nie einen so schwierigen Krieg geführt, nicht einmal gegen ein Land, sondern gegen eine terroristische Organisation, die stärker und brutaler ist als ISIS“, schrieb Orna Gold, geb. Berl dem Autor dieser Zeilen. Am Ende schrieb Orna, „Auch wenn es schrecklich ist, bin ich froh, dass meine Eltern nicht miterlebt haben, was in den letzten zehn Monaten mit unserem Land passiert ist“.  Seit 10 Monaten regiert nämlich wieder Benjamin Netanjahu das Land, dem viele Israelis, auch die Familie Berl,  eine Mitschuld an den Terrorüberfällen der Hamas geben, weil er die Armee vom Gazastreifen abgezogen hat und sie in die Westbank zum Schutz der dortigen vielen israelischen Neu-Siedlungen verlegt hatte.

Verfasser: Bodo Bost

 

Einweihung des Eugen Berl Platzes in St. Wendel, in der Mitte Yeheszkela Berl (85), die Schwiegertocher von Eugen Berl

Einweihung des Eugen Berl Platzes in St. Wendel, in der Mitte Yeheszkela Berl (85), die Schwiegertocher von Eugen Berl

Familie Berl-Gold aus Israel vor dem verschlossenen jüdischen Friedhof in Merzig

Familie Berl-Gold aus Israel vor dem verschlossenen jüdischen Friedhof in Merzig