Digital den Umgang mit Stammtischparolen und Verschwörungserzählungen üben

„Die Corona-Maßnahmen sind zu streng und sollten gelockert werden. Außerdem führt das Tragen von Masken zur Übersäuerungen im Blut und verursachen Kreislaufprobleme. Schuld daran ist das Merkel-Regime und außerdem die ganzen Ausländer, die unseren Rentnern das Geld aus der Tasche ziehen!“

Schnell wandelt sich eine berechtigte, kritische Auseinandersetzung mit tagesaktuellen Themen zu unreflektierten Vorurteilen und Meinungsäußerungen, hin zu absurden Theorien, die scheinbar simple Lösungen zur Erklärung unserer Lebensumstände bieten. Dabei werden, wie es scheint, wahllos Themen miteinander in Verbindung gebracht und bei passender Gelegenheit verkündet. Whatsapp, Facebook, Telegram und diverse weitere Social-Media-Kanäle bieten dazu niederschwellige Plattformen, mit einem breiten Publikum und einer hohen Reichweite. Sprüche, Bilder und Videos können schnell hochgeladen, geteilt, weitergeleitet und kommentiert werden, ohne dass es einer intensiven Reflexion bedarf. Nicht nur der digitale Raum, sondern auch Familienfeiern, Kneipenbesuche oder einfach die Warteschlange beim Bäcker, ergeben Gelegenheiten für Vorurteile und Verschwörungserzählungen, ob erwünscht oder nicht. Der Beweggrund ist nachvollziehbar: Vorurteile sind kurz, einfach, ermöglichen es Frust abzubauen und treffen häufig auf allgemeine Zustimmung. Sie verbinden und lassen innerhalb einer Gruppe ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entstehen. Umso wichtiger ist es, das Gesagte nicht einfach stehen zu lassen und Gegenposition zu beziehen.

Doch wie sollte reagiert werden, wenn die Tante beim Familienfest über Menschen mit Migrationshintergrund herzieht oder sich der Arbeitskollege nebenbei über eine Frau mit Kopftuch auslässt? Es nicht einfach den Mut aufzubringen, Widerspruch zu leisten und wer es dann doch tut, stößt nicht selten auf Desinteresse oder löst heftigen Protest bis hin zu Anfeindungen aus.

Mit der Frage, wie am besten in solchen Situationen reagiert werden kann, setzten sich Ende Februar, 15 Teilnehmer_innen eines digitalen Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen und Verschwörungserzählungen auseinander, welches von Florian Klein und Fabian Müller vom Adolf-Bender-Zentrum durchgeführt wurde. Diese und weitere Veranstaltungen finden im Rahmen der Fortbildungsreihe „Vielfalt (er)leben“ der Partnerschaft für Demokratie des Landkreises Neunkirchen statt. Weitere Infos, auch zu kommenden Veranstaltungen unter www.landkreis-neunkirchen.de oder www.adolfbender.de.

Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.

Text: Lea Ziegler