Mädchen hält bunt angemalte Hände vor sich in die Luft

Diese Fehler machen Sie bei vorurteilsbewusster Bildung – 10 gute gemeinte, aber negativ gemachte Ansätze nach Anti Bias

Natürlich bemühen sich alle, die für Kinder Verantwortung tragen – egal ob sie Fachkräfte, Eltern, Lehrer und Co. sind – darum, dass ihre Kinder sich in einer bunten und diversen Welt positiv beitragend verhalten. Dieser Artikel weist auf 10 häufig gemachte Fehler im Umgang mit Vorurteilen, diskriminierenden Verhalten oder sogenannten Vor-Vorurteilen hin – also Vorurteile die sich bei Kindern noch nicht manifestiert haben, aber gesellschaftliches, von Vorurteilen geprägtes Verhalten widerspiegeln.

 

Ein Text von Marina A. Henn

  1. „Ich reagiere lieber nicht auf diskriminierende Äußerungen.“

Ein Kind äußert sich diskriminierend oder etwas, was sie als Vor-Vorurteil zuordnen würden? Dann ist die wichtigste Aufgabe überhaupt: Lassen sie das nicht einfach so im Raum stehen. Erfragen sie, wie das Kind zu der Annahme kommt und helfen sie ihm den Sachverhalt besser einzuordnen.

  1. „Halte mal ein Referat über dein Herkunftsland.“

Zerren sie Kinder nicht in den Mittelpunkt aufgrund ihrer anderen Herkunft oder einer Behinderung, indem sie bspw. ein Referat über ihr Heimatland halten sollen oder eine landestypische Speise mitbringen sollen. Es wird die Andersartigkeit und Fremdheit betonen.

  1. „Fasse niemals nie das Haar von PoC an – das ist Rassismus!“

Mit solchen pauschalen Phrasen eines mahnenden Charakters werden sie nicht weiterkommen. Gerade kleine Kinder sind von einer kindlichen Neugier geprägt. Stellen sie diese nicht in Abrede. Es ist okay zu bemerken, dass etwas anders ist, es ist auch okay Fragen zu haben, neugierig zu sein. Wichtig ist, dass wir respektvoll voneinander lernen. Bringen sie dem Kind bei höflich zu fragen, ob es okay ist, das Haar anzufassen und auch ein „Nein“ zu akzeptieren. Stellen sie sicher, dass sie nicht vermitteln, dass eine Form besser oder schlechter oder normaler ist. Reduzieren sie eine Person nicht auf die Haare.

  1. „Ich habe selbst keine Vorurteile.“

Wir alle haben wahrscheinlich Vorurteile, oft höre ich aber, ich habe keine und behandele alle Menschen gleich. Ein löbliches Ziel, aber ist es wirklich so? Wenn sie vorurteilsbewusste Bildung voranbringen wollen ist es wichtig, seine eigenen Vorurteile zu kennen und sich bewusst zu machen. Fühlen sie sich vielleicht irgendwie unsicher in Gegenwart von Menschen mit sichtbaren körperlichen Behinderungen oder werden sie ungefragt überaus helfend, weil sie stillschweigend davon ausgehen, die andere Person brauche Hilfe? Machen sie sich ihre Vorurteile bewusst.

  1. „Sowas fragt man nicht!“

Im Bus fragt ein Kind gut hörbar „warum sitzt der Mann im Rollstuhl?“ – schämen sie sich dann und sagen „sowas fragt man nicht!“? Nehmen sie die Fragen ihres Kindes, wenn es Diversität wahrnimmt, ernst. Antworten sie direkt und wechseln sie nicht das Thema. Helfen sie zu verstehen, was wahrgenommen wird. Wenn es nach den Gründen der Behinderung fragt, seien sie ehrlich und sagen sie, dass sie es nicht wissen.

  1. „Das hat der Jan gar nicht so gemeint… .“

Wenn ein Kind sich gegenüber einem anderen diskriminierend äußert, dann verteidigen sie das nicht mit: es wäre nicht so gemeint gewesen, das Kind hätte soziale Probleme oder das betroffene Kind sei gar nicht aufgebracht gewesen. Das sich äußernde Kind lernt so, es ist okay verletzend zu sein und das betroffene Kind lernt, dass es gegenüber solchem unterdrückenden Verhalten nicht beschützt wird und es okay sei.

  1. „Ich sage lieber Nichts, um es nicht schlimmer zu machen.“

Wenn sie das Gefühl haben in einer Situation nicht reagieren zu können, aus Angst es noch schlimmer zu machen, machen sie sich bewusst: einen Fehler zu machen ist vermutlich nicht so schlimm wie diskriminierendes Verhalten oder Vor-Vorurteile einfach so im Raum stehen zu lassen.

  1. „Die ist zwar behindert, aber sie ist genauso wie du.“

Natürlich ist es wichtig Gemeinsamkeiten zu thematisieren – das ist das, was uns verbindet. Aber negieren sie, dass ein Kind bspw. durch eine Behinderung andere Fähigkeiten besitzt, dann ignorieren sie die Vielfalt. Bemerken und würdigen sie besser die Unterschiedlichkeit. Stellen sie beides dar: Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Machen sie klar, dass eines nicht besser ist als das andere, sondern eben anders.

  1. „Hier, in dem alten Buch könnt ihr Indianer sehen“

Zeigen sie Diversität, wie sie wirklich aussieht. Beschränken sie sich nicht auf historische Darstellungen von ethnischen Gruppen oder stereotypisierte. Das vermittelt schnell ein Bild von „alt“ und „überholt“ oder bestärkt stereotypische Vorurteile.

  1. „Vielfalt ist was Tolles und egal wie wir sind, wir haben uns alle lieb“

Vielfalt kann bereichernd sein und gut tun. Ohne Vielfalt würde etwas fehlen. Aber erkennen sie auch an, dass Vielfalt Herausforderungen mit sich bringen wird. Es erfordert einen Lernprozess, viel Kommunikation und es wird auch Konflikte geben. Bringen sie Kindern bei, wie diese gut mit diesen Herausforderungen zurechtkommen. Nur die guten Seiten von Vielfalt aufzuzeigen würde dafür sorgen, dass wichtiges Wissen fehlt.