eine junge Frau steht schräg hinter einem jungen Mann. Sie schauen zusammen auf ihr Smartphone und lachen.

Eine starke Jugend für eine vielfältige Gesellschaft

Jugendliche und junge Erwachsene für eine komplexe, sich schnell wandelnde Welt stark zu machen ist essentiell. Wie das geht kann man trainieren und vorleben!

Ein Text von Marina A. Henn

Wir leben in einer komplexen und sich schnell wandelnden Gesellschaft. Beständigkeit – Fehlanzeige? Alles erscheint hier möglich, daher ist jeder mehr denn je zur Flexibilität und zum aktiven Gestalten des eigenen Lebens gezwungen. Das verlangt uns manchmal einiges ab. Sich selbst und im Idealfall auch den Anderen nicht aus den Augen zu verlieren ist schwierig. Einige fühlen sich nahezu machtlos überrannt von den Entscheidungen anderer, bspw. den Politikern. Sich selbst nicht mehr als aktiven Gestalter in dieser Welt zu erleben, sondern als überfordert und den Entscheidungen anderer ausgeliefert zu sein schürt Angst. Ein gefährliches Pflaster, welches Nährboden für viel Unschönes sein kann, allzu oft leider auch Intoleranz, Hass und Fremdenfeindlichkeit.
Um für eine solche Welt gerüstet zu sein, braucht es also Menschen, die sich als aktive Gestalter ihrer Umwelt erleben, als selbstwirksam. Und dazu ist es essentiell die eigenen Stärken zu kennen und zu wissen, wer man überhaupt ist. Denn so kann man sowohl den Mut als auch das Rüstzeug haben in dieser Welt für sich als auch andere einzustehen und in einen demokratischen Aushandlungsprozess mit anderen zu treten. Eine große Aufgabe für Fachkräfte ist es jungen Menschen dabei zu helfen sich selbst kennenzulernen, ihre Stärken zu entdecken und selbstwirksame Erfahrungen mit ihnen zu sammeln.

Der offene Dialog als Quelle für die eigene Stärken und ein solidarisches Miteinander

Stark wird und ist, wer einen guten Draht nach innen als zuverlässige Quelle der Orientierung hat. Die eigenen Gefühle sind hier ein guter Kompass: Wer sich seine Bedürfnisse gut erfüllt ,wird mit guten Gefühlen belohnt, bei schlechten Gefühlen stimmt irgendwas, irgendwo für uns nicht. Hier uns gut zu kennen, ist super, um stets eine Richtung zur Orientierung in einer komplexen Welt parat zu haben. Wer nun noch seine Fähigkeiten, Vorlieben und Talente als Ressourcen kennt, kann diese ganz bewusst einsetzen, um sich die Bedürfnisse zu erfüllen, eben aktiv seine Umwelt gestalten. Das macht uns selbst als Individuum stark.
Im nächsten Schritt können wir dann lernen, diese Stärken auch im Vergleich zu anderen wahrzunehmen. Wer kann woanders etwas besser, von wem kann ich lernen? Aber auch, wer braucht irgendwo meine Hilfe, wer hat Nachteile, wo bin ich privilegiert und kann meine Stärken für andere einsetzen. Wo das funktioniert, kann ein solidarisches Miteinander entstehen und Menschen finden ihren Wohlfühl-Platz in einer manchmal sehr chaotischen Welt.
Um jungen Menschen zu helfen sich Gefühlen, Bedürfnissen und Ressourcen bewusst zu werden braucht es zunächst vor allem eines: einen offenen Dialog der auch Emotionen nicht ausklammert. Viele unserer Ressourcen finden sich ebenso in der Biografie begründet. Um über solche persönliche Themen ins Gespräch zu kommen braucht es vor allem einen Vertrauensraum, in dem es möglich wird über prägende Erfahrungen und Gefühle zu sprechen. Diesen Raum zu ermöglichen und zu spiegeln, Unterschiede zu anderen und Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen, darin liegt eine wertvolle Ressource für das solidarische Miteinander einer Gesellschaft.

Gute Werte für Vielfalt machen immuner gegen Diskriminierung

Der Umgang mit anderen wird darüberhinaus nicht unwesentlich durch die eigenen Werte geleitet. Wer bspw. aufgeschlossen, neugierig und liebevoll sowie flexibel ist oder Solidarität als wichtig erachtet, schafft es in einer Welt mit starker Vielfalt vielleicht besser auf Unbekanntes und Fremdes zuzugehen. Wer hingegen lernt ausgeprägt wachsam und skeptisch zu sein, der misstraut solchen Veränderungen vielleicht erst einmal. Deswegen sind Werte ein wichtiger Baustein der Identitätsentwicklung hin zu einem solidarischen, vielfältigen Miteinander.
Werte werden durch das Verhalten der Menschen um uns herum wesentlich geprägt. Für junge Menschen spielen das Elternhaus und die Schule eine besondere Rolle. Hier kommt es ganz auf die Vorbilder an. Deswegen kann eine starke Jugend in einer Gesellschaft nie ganz ohne die erwachsenen Vorbilder gedacht werden. Fachkräfte, wie die in der außerschulischen Jugendarbeit haben hier unter Umständen nur einen kleinen direkten Einfluss auf die Jugendlichen.
Wichtig ist es trotzdem, eine entsprechende positive Grundhaltung zu transportieren, die offene und solidarische Werte vorlebt oder zeigt, dass es bspw. super ist Fragen zu stellen wenn man etwas nicht versteht, statt ablehnend zu reagieren.
Eine offene Wertehaltung schafft zusätzlich ein wenig Immunität gegenüber den einfachen Erklärungen von populistischen oder gar diskriminierenden Vorurteilen. Denn wer fragt, hat die Chance sich eine eigene Meinung zu bilden.

Selbstwirksamkeit erleben und Konflikte aushalten

Es geht also um Orientierung und Offenheit, aber auch um den Mut sich damit aktiv gestaltend ausprobieren und einbringen zu wollen. Wer sich spürt, Ziele und Träume hat, kennt eine Richtung, wer sich gut kennt, weiß einen Weg und wenn die Erfahrung uns darin bestärkt, dass wir selbstwirksam im Gestalten unseres eigenen Umfeldes sind, besteht die Chance, dass ich den Mut aufbringe dies auch für mich zu tun. In einem offen Dialog mit Anderen gehe ich vielleicht dann auch den Schritt weiter und tue setze mich aktiv für andere ein.
Hierbei auf einen konstruktiven Umgang mit Fehlschlägen zu achten ist essentiell. Klar zu machen, dass man an Fehlern lernt aber nicht scheitert und die eigenen Stärken, der eigene Kompass trotzdem beständiger Teil der Persönlichkeit bleiben ist wichtig. Fehler mehr als eine Chance, statt einen Rückschlag zu prägen ist wichtig, denn auch bei schlechten Erfahrungen im Umgang mit unbekannten Anderen, macht uns eine gute Fehlerkultur stark den Mut nicht zu verlieren, sondern weiterhin offen und mit Gestaltungswille auf die Welt zuzugehen. Wer dazukommend ein gutes Einfühlungsvermögen entwickelt hat, hat besonders gutes Rüstzeug solche Konflikte sogar gut auflösen zu können oder wo das nicht möglich ist, den Dissens respektvoll auszuhalten ohne daran zu verzweifeln. Denn den Umgang mit solchen Konflikten kann man ebenso trainieren.

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