Antisemitische Vorfälle im Saarland 2023
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS Saarland) hat für das Jahr 2023 insgesamt 33 antisemitische Vorfälle dokumentiert. Die Gelegenheitsstruktur hat sich im Vergleich zu den Vorjahren verändert: War in den Jahren 2021 und 2022 die Corona-Pandemie der Hauptanlass für antisemitische Vorfälle, so war es im Jahr 2023 der Krieg zwischen der Hamas und Israel.
Die 2023 am häufigsten dokumentierte Erscheinungsform im Saarland ist der israelbezogene Antisemitismus – 2022 war der Post-Schoa-Antisemitismus, also die Erinnerungsabwehr, die häufigste Form gewesen. Zwei Drittel der Vorfälle fanden 2023 nach dem Terroranschlag auf Israel vom 7. Oktober 2023 statt – rechnerisch sind das zwei Vorfälle pro Woche. Der politisch-weltanschauliche Hintergrund ist bei den meisten Vorfällen des Jahres unbekannt; in zehn Fällen handelte es sich um antiisraelischen Aktivismus.
Die meisten der RIAS Saarland 2023 bekannt gewordenen Vorfälle ereigneten sich im öffentlichen Raum – als Schmierereien oder bei Demonstrationen auf der Straße, an öffentlichen Gebäuden oder in Parks. „Antisemitismus bleibt damit Teil des Alltags im Saarland,“ sagt Petra Melchert von RIAS Saarland. „Er begegnet uns allen und gerade Betroffene können dem Antisemitismus kaum aus dem Weg gehen. Der alltagsprägende Charakter von Antisemitismus im Saarland verhindert eine unbeschwerte gesellschaftliche Teilhabe von Jüdinnen und Juden im Saarland.“
Der Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar, Evgenij Mrinski, kann das bestätigen: „Nach dem 07. Oktober traut sich kaum ein Gemeindemitglied von uns mit Kippa auf die Straße. Der zunehmende Antisemitismus in Deutschland besorgt unsere Gemeinde sehr”.
Auch Vorfälle an Schulen bleiben ein Problem. Jüdische Schüler*innen und Lehrkräfte müssen ein Versteckspiel spielen, wenn sie sich vor Anfeindungen schützen wollen. Viele Lehrkräfte sind damit herausgefordert, Schüler*innen die komplexe Konfliktlage des Kriegs zwischen Israel und der Hamas zu erklären und antijüdische Vorurteile abzubauen.
Die Meldestelle RIAS Saarland (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus) dokumentiert antisemitische Vorfälle im Saarland anhand bundesweit festgelegter Kriterien: https://www.report-antisemitism.de/rias-saarland/. Antisemitische Vorfälle können gemeldet werden über die Plattform report-antisemitism.de oder direkt per E-Mail an info@rias-saarland.de oder telefonisch unter (06851) 80 82 79-1.
Den vollständigen Jahresbericht gibt es hier zum Download: