Eine Gruppe Jugendlicher, die sich umarmen, ist von hinten zu sehen

„Am liebsten würden wir für immer weitermachen“

Digitale Projektgruppen – ein gutes Miteinander in Vielfalt ist möglich
Erste vollständig digitale Projektgruppe im Projekt „‚Wir sind…’ – Ein Projekt gegen Vorurteile für die Stärkung eines gesellschaftlichen Wir-Gefühls“ vom Adolf-Bender-Zentrum geht überaus erfolgreich zu Ende. Gefördert wird das Projekt insgesamt über drei Jahre vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Familie und ist darüber hinaus Teil des Aktionsprogramms des Landkreises Saarlouis.
„Eigentlich startete ja alles ganz normal, doch nach nur zwei Treffen wurden die Arbeit der Projektgruppe in Dillingen (Saar) erst mal von der Pandemie bestimmt. Über einen WhatsApp-Gruppenchat hielten die Teilnehmenden weiterhin Kontakt und so entstand daraus die Idee, sich digital als Videokonferenz weiterzutreffen“, berichtet die Projektleiterin vom Adolf-Bender-Zentrum, Marina A. Henn, und weiter: „Über ein Jahr lang waren die Teilnehmenden eifrig engagiert und haben dabei Tolles geleistet“. Jeden Mittwochabend trafen sie sich vor dem Rechner und setzten sich dabei mit Vorurteilen auseinander und entwickelten Ideen, wie man das Leben vor Ort besser gestalten könnte. Dabei entstand auch die Idee, vor Ort konkret etwas verändern zu wollen. Da alle Teilnehmenden die Schule am Römerkastell in Dillingen besuchten, war die Idee geboren, diese auch einbeziehen zu wollen. Das Lebensumfeld der Jugendlichen sollte ein „Ort zum Wohlfühlen“ sein.
Es wurden sehr viele Ideen für die Gestaltung eines Miteinanders gefunden, auch wie man das Miteinander vor Ort besser gestalten könnte, doch die Teilnehmenden stellten sich selbstständig die Frage, ob andere Jugendliche nicht selbst auch tolle Ideen haben. Sie entwickelten dann in Zusammenarbeit mit einer Grafikerin ein Poster, das dazu einlud, selbst tolle Ideen für ein gutes Miteinander zu notieren. Aufgehangen wurden die Poster sowohl in jedem Klassenraum ihrer Schule als auch im weiteren Umfeld. Die Ideen, die dabei herauskamen, können sich sehen lassen: „Sich selbst im eigenen Verhalten in spannenden Workshops zum Thema Vorurteile hinterfragen, das wäre eine gute Sache“, meint Teilnehmerin Linda. „Gemeinsame Partys und Spieleabende organisieren“ schlägt Teilnehmerin Jasikapreet vor und Hattap bringt ein, „Kennenlernrunden für Neue“ zu organisieren. Auch Jeremy würde es gut finden, niemanden mehr auszuschließen und einfach mehr Spaß am Miteinander zu haben.
Doch damit nicht genug: Sie wollten noch mehr und eine Diskussionsplattform schaffen, wie man das auch umsetzen könnte. Daher haben sie knapp 40 Jugendliche jeden Alters aus der Schule am Römerkastell eingeladen, mit Ihnen darüber zu diskutieren. Und zwar in vier Ideenwerkstätten zu den Themen Mobbing, Rassismus, Frauenrechte sowie Wohlgefühl. Alle Themen und den gesamten Workshop haben sie in wochenlanger Arbeit selbst ausgedacht, inhaltlich selbst vorbereitet und am Ende auch eigenständig moderiert – mit teilweise gerade mal erst 11 Jahren.
Das Engagement der Teilnehmenden der Projektgruppe kommt an. Schulleiter Michael Faust hat das ebenfallls gemerkt und meint: „Bei allen, die regelmäßig am Projekt teilgenommen habe, habe ich eine enorme Veränderung gespürt. Alle sind über sich hinausgewachsen und obwohl sie in unterschiedlichen Klassenstufen sind, hat sich ein Miteinander entwickelt“. Den Schwung des Projekts wolle man nun mitnehmen und demokratischer werden. Als Langziel sei ein demokratisches Schülerparlament angestrebt, und man hoffe, das Adolf-Bender-Zentrum dafür als Partner zu gewinnen. Das passt auch gut zum Motto, das sich die Teilnehmenden gegeben haben, denn dort heißt es: Gemeinsam sind wir stark! Dem kann die Projektleiterin auch nur zustimmen: „Das außerordentliche Engagement in dieser schwierigen Zeit mit der Distanz des Internets zwischen uns und dem eisernen Durchhaltevermögen hat mich überrascht. Auch wie gut eine sehr heterogene Gruppe Jugendlicher alle Teilnehmenden ganz selbstverständlich integriert haben. Dass die Unterstützung vor Ort so gut war, war ebenso ein tolles Erlebnis.“ Das Feedback der Teilnehmenden fällt am Ende genauso gut aus, vermissen werden sie die abendlichen Treffen auf jeden Fall und ‚sie würden am liebsten für immer weitermachen‘. „Ein größeres Kompliment für eine gelungene Mitarbeit kann es nicht geben“, meint Henn abschließend.